Wenn Priester sich langweilen…
kaf-feh-trin-ken | 17. November 2007 | 23:57Da Schnien mittlerweile mit dem Buch: Alles Sense! fertig ist, was mein Lieblingsbuch ist, habe ich jetzt endlich die Möglichkeit eine der besten Stellen aus dem Buch zu bloggen. Tod ist da gerade auf dem Weg ins innerste des verlorenen Tempels um den größten Diamanten zu holen, den es auf der Scheibenwelt gibt. Er hat sich nämlich verliebt das erste mal mehr Gefühle für ein menschliches Wesen entwickelt. Ist etwas länger geraten, aber es lohnt sich!
Es hatte gewisse Vorteile, als Priester im Verlorenen Tempel des Krokodilgottes Offler zu arbeiten. Zum Beispiel konnte man fast jeden Nachmittag früh Feierabend machen und nach Hause gehen. Der Grund war einfach: Es handelte sich um einen verlorenen Tempel. Die meisten Gläubigen fanden ihn nicht. Wofür sie eigentlich dankbar sein sollten.
Die Tradition verlangte, dass sich höchstens zwei Personen im innersten Sanktuarium aufhielten: der Hohepriester und ein anderer, der nicht ganz so hoch war. Schon seit Jahren erfüllten sie hier ihre heilige Pflicht und wechselten sich damit ab, Hohepriester zu sein. Ihr Dienst stellte keine hohen Ansprüche. Der Grund dafür war ebenfalls einfach: Jene wenigen Gläubigen, die den verlorenen Tempel fanden, gerieten in sorgfältig vorbereitete Fallen und wurden aufgespießt, zermalmt, vergiftet oder schlicht und einfach in Stücke geschnitten. Kaum jemand schaffte es bis zur Sammelbüchse und der groben Zeichnung eines Thermometers (unter dem Bild befand sich folgender Hinweis: „Spenden für die Reparatur des Daches! Nur 6000 Goldstücke, um den Verlorenen Tempel vor dem Regen zu schützen!! Beweist eure Großzügigkeit!! Danke!!!“) vor der Sakristei.
Die beiden Priester saßen am hohen Altar, im Schatten der edelsteinbesetzten Offler-Statue. Sie spielten Leg-Herr-Zwiebel-rein, als sie in der Ferne das Knarren des Hauptportals hörten.
Der Hohepriester sah nicht auf.
„Tja, wieder jemand für die große rollende Kugel“, sagte er.
Ein dumpfes Donnern erklang, gefolgt von unheilverkündendem Knirschen. Schließlich pochte es, und dann herrschte wieder Stille.
„Na bitte“, murmelte der Hohepriester. „Äh, wie hoch ist der Einsatz?“
„Zwei Kiesel“, erwiderte der untere Priester.
„Hm.“ Der Hohepriester betrachtete seine Karten. „Also gut. Deine zwei Kiesel und…“
Er unterbrach sich, als er das Geräusch von Schritten hörte.
„Dieser Bursche mit der Peitsche“, sagte der untere Priester. „Kam in der letzten Woche bis zum Bereich mit den vielen Spitzen.“
In der Ferne schien eine sehr alte und trockene Toilette zu spülen.
Die Schritte verharrten.
Der Hohepriester lächelte.
„Nun…“, murmelte er. „Deine zwei Kiesel – und noch einmal zwei.“
Der untere Priester ließ die Karten sinken. „Hab ein Zwiebelpärchen.“
Der Hohepriester warf einen mißtrauischen Blick auf das Blatt.
Der untere Priester griff nach einem Zettel.
„Inzwischen schuldest du mir dreihunderttausendneunhundertvierundsechzig Kiesel“, sagte er.
Schritte.
Die beiden Priester sahen sich an.
„Schon seit einer ganzen Weile kam niemand mehr bis zum Tunnel mit den vergifteten Pfeilen“, meinte der Hohepriester.
„Ich wette fünf Kiesel, dass er überlebt“, eintgegnete der untere Priester.
„Einverstanden.“
In der Ferne klickten metallene Pfeilspitzen über Felsen.
„Du solltest mit deinen Wetten vorsichtiger sein. So leicht verdiente fünf Kiesel…“
Schritte.
„Na schön, aber jetzt bekommt er es mit…“ – etwas platschte -,“… mit dem Krokodilteich zu tun.“
Schritte.
„Niemand hat jemals den gefürchteten Hüter der Pforten passiert…“
Die beiden wechselten einen erschrockenen Blick.
„Äh…“, begann der niedrigere Priester. „Du glaubst doch nicht etwa…“
„Was, hier? Ich bitte dich. Immerhin sind wir hier mitten in einem verdammten Dschungel.“ Der Hohepriester lächelte schief. „Nein, das ist völlig ausgeschlossen…“
Die Schritte kamen näher.
Die Priester klammerten sich entsetzt aneinander.
„Frau Kuchen!“
Das Portal flog auf. Kalter Wind wehte herein, blies die Kerzen aus und wirbelte die Karten wie Schneeflocken davon.
Die Priester hörten, dass ein sehr großer Diamant aus seiner Einfassung gelöst wurde.
DANKE.
Einige Minuten später, als nichts weiter zu passieren schien, tastete der untere Priester nach einer Zunderbüchse. Nach einigen Versuchen gelang es ihm, eine Kerze zu entzünden.
Die beiden Priester späten durch unstet tanzende Schatten zur Statue und sahen ein Loch, dort, wo eigentlich ein ziemlich großer Diamant glänzen sollte.
Schließlich sagte der Hohepriester: „Nun, sehen wir die Sache mal von dieser Seite: Wer außer uns wird je davon erfahren?“
„Ja. Stimmt. Da hast du völlig recht. He, darf ich morgen Hohepriester sein?“
„Du bist erst Donnerstag dran.“
„Ach, komm schon…“
Der Hohepriester zuckte mit den Schultern und nahm den Hohepriesterhut ab.


KategorienKaf-feh-trin-ken´s Umgebung
TagsDiamant, Fallen, Kaffehtrinken, Priester, scheibenwelt, Tempel, terry pratchett, tod, verliebt, Zitat
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